Inspiriert und ermutigt durch eine Diskussion mit einem Kollegen muss ich mich heute mal dem Thema „Gutmenschen“ widmen. Gutmenschen sind für mich all diejenigen, die mir in moralisierende Weise jeden Tag auf’s Neue sagen wollen, was ich zu tun oder zu lassen habe.
Mit geht es ausdrücklich nicht darum Andersdenkende pauschal und ohne Ansehung ihrer Argument zu diffamieren. Vielmehr geht es mir darum auszudrücken, warum ich mich als erwachsener, selbstständig denkender und voll handlungsfähiger Mensch manchmal so fühle, als währe ich ein Kleinkind. Mir ist bewusst, dass das Wort „Gutmensch“ häufig in der politischen Rhetorik eingesetzt wird und 2011 auf der Liste der Unwörter des Jahres stand. Darum geht es hier aber nicht.
Auslöser war die Ankündigung meiner Firma, den Kaffee in den Kaffeeautomaten ab dem kommenden Jahr auf Fairtrade-Kaffee umzustellen. Dies sei verbunden mit einer 25%-igen Preiserhöhung. So weit, so gut! Dies gelte aber für alle Kaffeesorten. Nicht mehr gut. Schließlich kann ich auch heute schon wählen, welchen Kaffee ich trinken möchte. Mit geht es nicht um die 25%-ige Preiserhöhung. Vielmehr geht es mir um die Bevormundung, dass jeder jetzt Fairtrade-Kaffee trinken muss, um sein Gewissen zu beruhigen, da die Bohnen nun unter fairen Arbeitsbedingungen gepflückt und zu einem angemessenen Preis bezahlt werden. Vom Geschmack des Kaffees mal ganz abgesehen (Anm.: Er schmeckt nicht!).
Wie gesagt, nur ein Auslöser für diesen Beitrag. Denn ich soll so viele Dinge in meinem Leben ändern, damit ich ein besseres Gewissen habe:
- weniger Autofahren = weniger CO2-Ausstoß
- Tempo 120 auf Autobahnen = weniger CO2-Ausstoß
- keine Flugreisen mehr = weniger CO2-Ausstoß
- keine Schiffsreisen mehr = weniger Belastung der Meere
- Einführung eines Veggiedays – gesündere Lebensweise
- kein Rindfleisch mehr = da Rinderzucht = hoher CO2-Ausstoß
- kein Hünchenfleisch mehr = unwürdige Tierhaltung
- kein Nespresso-Kaffee = böse Aluminium-Kapseln
- kein Kitkat-Riegel = Abrodung des Regenwaldes
- keine Kleidung bei H&M, Primark und Co. kaufen = unwürdige Arbeitsbedingungen
- und so weiter und so fort…
All diese Dinge sind mir natürlich bewusst und auch ich stelle mich meiner sozialen Verantwortung. Dazu benötige ich aber keinen Gutmenschen, der mich Tag ein, Tag aus darauf hinweist und mir mit Hinweis auf mein Gewissen ständig Vorschriften macht!
Also liebe Mitmenschen und Politiker. Lasst mich doch bitte selbst entscheiden, wie ich mein privates Leben führe und belasst es bei einer neutralen und unemotionalen Aufklärungsarbeit. Vielen Dank!