Klout – The Standard for Influence

Klout ist ein US-amerikanisches Unternehmen, das auf Basis von Aktivitäten in sozialen Netzwerken (Facebook, Google+, Twitter etc.) ein Rating über den Einfluss einer Person in sozialen Netzwerken erstellt. Es ist mittlerweile ein Standardtool für Online-Reputation.

Was dahinter steckt – Das Scoringmodell

Die Idee, die hinter Klout steckt, ist gut. Für Unternehmen, aber auch für Privatpersonen kann es interessant sein, welchen Einfluss eine Person im Internet und in den sozialen Netzwerken hat. So versucht Klout den Einfluss durch einen Scoringwert auf einer Skala von 1 – 100 darzustellen. 1 = kein Einfluss und 100 = höchsten Einfluss. So erreicht Barack Obama zum Beispiel einen Wert von 99.

kloutscore_martin_ingignoli

Typische Darstellung des Kloutscores

Nach eigenen Angaben von Klout liegt der durchschnittliche Kloutscore bei 40. User mit einer Kloutscore von über 63 gehören zu den Top 5 Influencern im Web. So liegt mein Kloutscore aktuell (09.12.2013) bei 51 und damit über dem Durchschnitt. Meldet Euch am besten mal selbst an und schaut Euch mal Euren Wert an.

Wie entsteht der Kloutscore?

Klout updatet täglich den Scoringwert. Dabei haben die folgenden Netzwerke und Blogs Einfluss auf den Wert:

  • privates Facebook-Profil
  • Facebook-Seite
  • Twitter
  • Cinch
  • Instragram
  • Google+
  • LinkedIn
  • Foursquare
  • YouTube
  • Tumblr
  • Blogger
  • WordPress
  • Last.fm
  • Flickr
  • Yammer

Der beste Weg um seinen Score zu erhöhen, ist Content zu generieren, mit dem andere interagieren. Je höher das Engagement der anderer User ist (like, share, retweet, mention, comment), desto höher ist der Kloutscore. Dabei kommt es aber auch auf die Kontinuität der Interaktionen an. Sinkt die Interaktion, sinkt auch der Kloutscore. Der genaue Algorithmus dahinter ist allerdings geheim. Folgende Parameter spielen dabei für Klout aber eine Rolle:

  • True Reach: Die Zahl von Menschen, die direkt oder indirekt beeinflusst werden.
  • Amplification: Die Stärke der Beeinflussung (Frequenz von likes, RTs etc.).
  • Network Impact: Die Stärke des Einflusses von Freunden, Fans & Followern.

Quantität vor Qualität
Klar ist allerdings, dass Klout mit dem Wert keine Aussage über die Qualität der Beiträge trifft. Personen oder Marken, die sich häufiger im Web bewegen, bekommen einen höheren Wert, als diejenigen, die sich zurückhalten.

Ich selbst habe meinen Score über die letzten zwei Jahre ständig beobachtet. Auffällig war, dass mein Kloutscore immer am Tag nach meinem Geburtstag um mindestens 3 bis 4 Punkte gestiegen ist. Kein Wunder, habe ich doch an diesem Tag um die hundert Kommentare auf meine Facebookseite und Erwähnungen bei Twitter. Bei Klout sieht man tatsächlich aber immer nur den Verlauf der letzten 90 Tage.

90 Tage Verlauf Kloutscore

90 Tage Verlauf meines Kloutscore

Bei Klout lässt sich aber auch einsehen, welches Netzwerk in den letzten 90 Tagen Einfluss auf den Wert hatte. Reflektiert man das zu seinen eigenen Aktivitäten, bekommt man ein gutes Gefühl dafür, welchen Einfluss seine eigenen Aktivitäten auf den Kloutscore haben. 

Klout Network Breakdown

Network Breakdown der letzten 90 Tage

Der Score gibt also erst einmal nur eine grobe Einschätzung hinsichtlich des Einflusses im Web ab. Beachten sollte man ihn aber dennoch, da man sich für einen Score über 50 schon einiges an „sozialen Gehör“ verschaffen muss.

Nutzen der Kloutscore

Klout selbst nennt sich „The standard for influence“. Um als Standard zu gelten, muss der Wert normiert und akzeptiert sein. Dem ist meines Erachtens auch so. Auch wenn der Dienst in Deutschland bisher noch keine beachtenswerte Rolle spielt. Wie viele Standards im Social Web, wird sich dieses Scoringmodell aus den USA erst in 2-3 Jahren als Standard in Deutschland etabliert haben. Derweil sehe ich folgende Einsatzszenarien:

Einsatz im Social Media Relations-Service
Unternehmen öffnen sich zunehmend den sozialen Netzwerken als Kommunikations- und Servicekanal. Servicemitarbeiter können direkt erkennen, dass es sich um einen einflussreichen Kunden handelt und diese wertvolle Information ggf. in das CRM übernehmen bzw. entsprechend schnell darauf reagieren. So bietet zum Beispiel das Social-Media-Management-Tool Hootsuite eine entsprechende Filtermöglichkeit nach der Kloutscore.

Einsatz im Kundenbeziehungs- und Kundenmeinungsmanagement
Besonders einflussreiche Kommunikatoren aus dem Kundenbestand können so identifiziert und gezielt angesprochen werden. Ggf. bindet man diese Kunden in Produktentwicklungen mit ein oder lässt sie Produkte vorab testen. Frei nach dem Motto „Tue Gutes und sprich darüber“ wird daraus „Tue Gutes und lasse darüber sprechen„.

Neukundengewinnung
Unternehmen können in Verbindung mit Klout relevante Meinungsbildner für Ihre Themen finden und gezielt ansprechen und ggf. als Neukunden gewinnen. Hierzu bedarf es aber mehr als den reinen Kloutscore zu identifizieren. Vielmehr muss der Kloutscore in Verbindung mit einem Monitoring-Tool relevante Influencer ermitteln um Personen gezielt auf seine Produkte ansprechen zu können.

Recruiting
Unternehmen können bei der Auswahl von Bewerbern gezielt nach dessen Kloutwert suchen um Meinungsbildner im Netz zu identifizieren. Meiner Meinung nach kann besonders für Jobsuchende im Bereich Marketing und Customer Service ein hoher Kloutscore ein ausschlaggebenden Vorteil sein. Sicher trifft das nicht auf alle Branchen zu, aber gerade jüngste Beispiele (Telekom, Deutsche Bahn) zeigen, dass Kundenservice auch über Twitter, Facebook und Co. funktioniert. Hier bedarf es allerdings in der deutschen Recruiting-Landschaft noch eines Kulturwandels. Doch gerade in Zeiten von Fachkräftemangel, gerade im Bereich Social Media, sollten Unternehmen auf solche „Netzaktivisten“ vertrauen.

Klout und Suchmaschinenoptimierung (SEO)
Nicht zu Letzt kann Klout auch einen Einfluss auf die Positionierung bei Suchmaschinen haben. Es ist hinlänglich bekannt, dass Google immer mehr Einflüsse aus den sozialen Netzen in seinen Algorithmus einfließen lässt. Ob Google dabei explizit auf den Kloutscore zurückgreifen wird, darf bezweifelt werden. Vielmehr wird Google im Hintergrund ein weniger transparentes, eigenes Scoringverfahren einsetzen um Manipulationen vorzubeugen. In der Summe wird aber auch ein User mit einem hohen Kloutscore einen hohen Score bei Google erzielen und damit für eine höhere Suchmaschinenrelevanz sorgen.

Einsatz von Klout im Marketing – Klout Perks

Klout bietet im Zusammenhang mit dem Scoring auch ein eigenes Vermarktungsmodell für Unternehmen an.Klout setzt dabei auf sogenannte “Perks”. Nutzer mit einem Klout Score ab einem bestimmten Wert erhalten Vergünstigungen bzw. exklusive Angebote. Ein Beispiel von McDonalds ist in der folgenden Abbildung zu sehen:

Klout Perks McDonalds

Perks-Kampagne von McDonalds in den USA

Ziel der Unternehmen ist es, dass einflussreiche Personen über ihr Produkt oder über Ihre Marke sprechen. Perks ist so angelegt, dass die Personen über die Vorteile bzw. die Produkte twittern oder Rezensionen mit Fotos verfassen. Da die Empfehlungen von Freunden über Produkte stärker wahrgenommen werden und als vertrauensvoller gelten als klassische Werbebotschaften, könnte Perks ein lohnenswerter aber zusätzlicher Marketingkanal sein. Denn eine nennenswerte Reichweite, gerade auf dem deutschen Markt, wird nicht erzielt. Grundsätzlich ist daher die fehlende Akzeptanz und Bekanntheit in Deutschland zurzeit der limitierende Faktor von Klout Perks. Aber auch hier gilt wieder „Tue Gutes und lasse darüber sprechen“. 

Fazit

Obwohl Klout nicht ganz ausgereift ist, da nur quantitative Messgrößen in das Scoring einfließen, denke ich, dass es viele wichtige Anhaltspunkte für Identifikation von Meinungsbildner bietet. Auch in Perks sehe ich großes Potenzial, gerade für den Konsumgütermarkt. Aber auch Finanzdienstleister und Versicherungen können von Klout profitieren. Eingebunden oder angelehnt an ein CRM lassen sich wichtige Influenzer gezielt ansprechen und deren Bedürfnisse befriedigen. Aber auch im Rahmen der Produktentwicklungen und in Produkttests sehe ich hier eine große Chance. Lediglich die fehlende Ausrichtung auf den deutschen Markt ist hier noch ein Hindernis. Aber was nicht ist, kann ja noch kommen.

Eine sehr gute Zusammenfassung über den Nutzen von Klout hat Claudia Hilker in Ihrem Blogbeitrag zusammengefasst.

Diesen Beitrag bewerten